Historische Dokumente und Autographen
Brendlé, Jost. - Oberst im Schweizer Regiment (in franz. Diensten) von Johann Peter Stuppa, später Regimentsinhaber
Dienstunfähigkeitsbescheinigung, ausgestellt durch Oberst Jost Brendlé [Brändle] (*1642 - †1738) des Regiments Suisse de Stuppa (auch Stoppa), für Volgang (Wolfgang) Adolf von Wickoff aus Wien, der als 1. Sergent (höherer Unteroffizier) am 26. September 1694 während eines Gefechts (schwer) verwundet wurde. Dieses Zertifikat wurde am 9. Juni 1695 auf im Feldlager von Comines ausgestellt. Es erlaubte dem Verletzten ins «Hôtel des Invalides» in Paris einzutreten.
Seit 1616 hatte das Königreich Frankreich drei Regimenter schweizerischer Söldner im Dienst, die in der Zeit von Ludwig XIII. angeworben worden waren. Unter der Regierung von Ludwig XIV. wurde im Jahre 1671 der Lieutenant-Général Pierre Stuppa vom König beauftragt, mit den Schweizer Kantonen über die Aufstellung von vier weiteren Regimentern für den Dienst in Frankreich zu verhandeln. Die entsprechende «Capitulation» (Urkunde) wurde am 14. August 1671 unterzeichnet. Es waren zwölf Kompanien zu je 200 Infanteristen vorgesehen. Der Name der Regimenter enthielt oft den Zusatz «Grisons» (Graubünden), wobei die Soldaten jedoch hauptsächlich aus den Kantonen von Luzern, Glarus, Freiburg und Solothurn stammten.
Bréndle (Brändle), Jost, machte in franz. Diensten eine bemerkenswerte Karriere. Er begann 1663 als Kadett, wurde 1666 Leutnant, 1668 Hauptmann und 1677 Bataillonskommandant im Regiment Franz Pfyffers (von Wyher), 1692 Oberstleutnant und 1695 Oberst im Regiment Johann Peter Stuppas, dem er 1701 als Regimentsinhaber nachfolgte. 1702 Brigadier, 1709 Maréchal de camp, 1710 Generalleutnant. Auszeichnung auf zahlreichen Feldzügen, insbesondere bei Oudenaarde 1708, Malplaquet 1709 (wo Schweizer Regimente in französischen und holländischen Diensten sich gegenseitig bekämpften), Douai 1710 und Denain 1712. Der vom König Ludwig XIV als «le Suisse intrépide» (der unerschrockene Schweizer) genannte Bréndle ist ein Beispiel für den sozialen Aufstieg von Schweizern in fremden Diensten.
Stuppa, Giovanni Pietro (*1621 - †1701) war ab 1636 als Söldner in franz. Diensten, 1648 Leutnant, 1654 Oberstleutnant, 1672 Oberst und Brigadier, 1674-88 Generaloberst aller Schweizer und Bündner Truppen, 1676 Generalleutnant der franz. Armee und ab 1685 Kommandant des Schweizer Garderegiments und Ritter des St.-Ludwig-Ordens. Stuppa verfügte fast uneingeschränkt über die Vergabe von Offizierschargen, was ihm Konflikte mit der Eidg. Tagsatzung einbrachte (z.B. 1698). Ein Prozess wegen Verletzung von militärischen Kapitulationen wurde indes sistiert. In Chur erinnert das sog. Stuppishaus an die Blütezeit der franz. Söldnerwerbung.
Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 17x22 cm, Papier.