Historische Dokumente und Autographen
Bachmann, Niklaus Franz von - Regimentskommandant + Von Flüe, Ludwig Ignaz + Joly
Links oben das Portrait von Niklaus Franz von Bachmann und rechts das Bild von Ludwig Iganz von Flüe.
Schöner militärischer Entlassungsschein für den Korporal Rudolph Erb, aus Waldburg, Kanton Basel, ausgestellt in Arras (F) am 25. September 1792. Auf der Urkunde steht zwar «Wallenbourg»; Die Franzosen verstanden die Schweizer Namen oft nicht richtig und schrieben dann «was sie hörten...». Erb war dem Schweizer Infanterie Regiment Salis-Samade(n) zugeteilt. Es gab damals 11 Schweizer Infanterie Regimente in franz. Diensten. Am 14. Juli 1789 verteidigten zahlreiche Soldaten des Regiments Salis-Samade(n) die Bastille und wurden bei diesem Anlass teilweise massakriert. Die Urkunde wurde vom Baron Niklaus Franz von Bachmann (*1740 - †1831), Ludwig Ignaz von Flüe (*1752 - †1817) und vom franz. Militärkommandant von Arras Joly unterschrieben.
Niklaus Leodegar Franz Ignaz (Baron) von Bachmann-am der Letz war Sohn des Karl Leonhard (Freiherr) und Bruder von Karl Josef von Bachmann. Letzterer war als Mitverantwortlicher für den Widerstand der Schweizergarde beim Tuileriensturm durch die Guillotine hingerichtet worden. Sein Name ist auf dem Löwendenkmal in Luzern verewigt.
Niklaus Ignaz von Bachmann wurde 1758 Fähnrich in der Kompanie seines Bruders Karl Josef Anton Leodegard von Bachmann, 1759 Kommandant einer eigenen Kompanie im Regiment Widmer, 1768 Major im Regiment Boccard, 1773 Oberstleutnant, 1778 Träger des St.-Ludwigs-Ordens, Ausbilder der Infanterietruppen in der Bretagne für den Einsatz in Amerika, 1779 Oberst, 1789 Mitglied des Oberkriegsrats (Neuorganisation der franz. Armee) und nach dem Tod von Salis 1788 Kommandant des Régiments de Salis Samade(n).
Nach dem Sturz der Monarchie wechselte Bachmann zu den Revolutionsgegnern. 1793 wurde er Regimentskommandant, 1794 Generalleutnant in sardinisch-piemontesischen Diensten. Nach der Ausrufung der Cisalpinischen Republik (1797) kehrte er als Kriegsgefangener in die Schweiz zurück, wo ihn das Helvetische Direktorium unter Hausarrest stellte. Nach dem Tod von General Friedrich von Hotze (1799) übernahm er als Generalinspektor der Schweizer Emigrantenarmee den Oberbefehl über die gegen Napoleon kämpfenden Schweizer Truppen auf der Seite der alliierten Österreicher und Engländer. Seinen Truppen übergab er im Frühjahr 1800 das weisse Kreuz auf rotem Grund als Feldzeichen, das seit dem ausgehenden Mittelalter nicht mehr gebräuchlich gewesen war und so erstmals wieder zum gemeineidgenössischen Zeichen wurde. 1802 übertrug ihm die Tagsatzung zu Schwyz den Oberbefehl über die konföderierten Truppen, welche die helvetische Armee im Stecklikrieg schlugen. 1815 wählte die Tagsatzung Bachmann zum Oberbefehlshaber der eidg. Truppen.
Ihm oblag die Grenzbesetzung während der Hundert Tage Napoleons. Als erster schweiz. Militärführer wich Bachmann von der kordonartigen Grenzaufstellung ab, indem er mit der Armee eine zentrale Bereitschaftsstellung zwischen dem Neuenburgersee, Solothurn und Aarberg bezog. An dieses Konzept knüpfte der spätere Reduit-Gedanke an. Zur Sicherung der Grenzen drang Bachmann, als letzter Schweizer Heerführer, in fremdes Hoheitsgebiet (Franche-Comte) ein. Meutereien, ungenügender Nachschub und die Uneinigkeit der Tagsatzung zwangen ihn jedoch, die Offensive abzubrechen. Verärgert gab er am 26.7.1815 das Kommando an die Tagsatzung zurück. In seinem Rechtfertigungsbericht zeigte er die schweren Mängel des eidg. Wehrwesens und die politischen Hemmnisse auf. Seine Ideen zur Verbesserung der Wehrkraft nahmen im Bundesvertrag von 1815 und im Militärreglement von 1817 feste Gestalt an. Mit seiner Forderung nach einer neuen Landeskarte gab von Bachmann auch einen wichtigen Impuls zum Kartenwerk Henri Dufours.
General von Bachmann führte 1815 die roten Armbinden mit dem weissen Schweizerkreuz ein, das seit dem Spätmittelalter in Vergessenheit geraten war.
Ludwig Ignaz von Flüe, aus Sachseln, war nicht Mitglied des Garderegiments, spielte aber als Stellvertreter des Hauptmanns im Regiment Salis-Samaden beim Sturm auf die Bastille eine wichtige Rolle. Damals hatte der Kommandant der Bastille, Graf von Launay, neben 52 Soldaten noch 30 Schweizer aus dem Regiment Salis-Samaden zur Verfügung. Diese Schweizer unterstanden dem Kommando des Hauptmann-Adjutanten Ludwig Iganz von Flüe, der seinerseits die Weisungen de Launays auszuführen hatte. Von Flüe, dessen Ahnen neben Bruder Klaus eine Reihe profilierter Politiker und Offiziere in fremden Diensten hervorbrachte, erhielt den Beinamen "Louis le Bastillien". Wäre es nach ihm gegangen und hätte der Kommandant Graf de Launey nicht den "Kopf verloren" (was ihm später tatsächlich widerfuhr) und die Tore öffnen lassen, wäre die Bastille vielleicht nie eingenommen worden, zumal ein Detachement Schweizer unter der Führung des Luzerners Johann Goldlin von Tiefenau (später Generalmajor in Holland) auf dem Marsch zur bedrohten Festung unterwegs war, durch einen Gegenbefehl aber auf das Marsfeld zurückbeordert wurde. Von 1792 bis 1799 befand Ludwig von Flüe sich in englischem Dienst, ab 1816 war er erneut Gardehauptmann in französischen Diensten.
Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 22x29 cm, Halbkarton.