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Historische Dokumente und Autographen

Capethueller, Hans Peter - Kaufmann aus Raga(t)z

Referenz: capethueller-hans-peter-kaufmann-aus-ragatz

Sehr schöner Brief von Hans Peter Capethueller, Kaufmann aus Raga(t)z, 13. März 1758. Es handelt sich um Frachtinstruktionen an die Speditionsfirma der Herren Daniel und Ambrosi Massner in Chur. Im Schreiben sind viele schöne Warenzeichen, die Menge und nähere Beschreibung der Waren sowie die vorgesehenen Empfänger der Waren vermerkt. Oberhalb der Unterschrift finden man die verschnörkelten Anfangsbuchstaben des Gruss-Satzes «Nach höflicher Empfehlung und cordialer Risultation under göttlicher Obsorge erharret».

Transkription:

«Chur Herren Massner

Ragatz den 13 Mertz 1758.

Hochgeehrteste Herren!

In gezimmender Beandtworthung dero sehr ang(enehmem) vom 7 corr(en)te acusiere den Empfang deren mir denottierten Colli, welche auch an destino versandt worden, dargegen habe an Mss. [Messieurs] auch endstehendes abgegeben sowohl zu procurieren, und behörend zu disponieren ge(habt)en Erfolg anzeigende demme, der nach höffl(ich)er Empfehlung und cordialer Risalutat(ion) under gött(lich)er Obsorg erharret. 

Dann folgen die Warenbeschreibungen und die Warenempfänger und oberhalb der Unterschrift die verschnörkelten Anfangsbuchstaben des Gruss-Satzes: Nach höflicher Empfehlung und cordialer Risultation under göttlicher Obsorge erharret

Hans Peter Capethueller»

Daniel Massner, Neffe von Thomas, war 1743-1745 Bundespräsident Graubündens und führte zusammen mit Ambrosi Massner ein bedeutendes Speditionsgeschäft.

Die Churer Familie Massner kam im 17. Jahrhundert zu Wohlstand und politischer Macht, wobei insbesondere Thomas Masser (*1663- †1712) einen wesentlichen Anteil dazu beitrug. Als Kaufmann engagierte er sich im Reis-, Wein-, Textil- und Metallhandel, als Bankier im Wechsel- und Kreditgeschäft. Im Dienst fremder Mächte versuchte er, seine Verbindungen für politische Zwecke zu nutzen, so als Agent für die französische Botschafter in Solothurn und die Gesandten in Chur. Nachdem Pläne zur Bildung eines «Bataillon Massner» gescheitert waren, wechselte er 1702 ins österreichische Lager und war bis 1704 kaiserlicher Contrebande-Kommissar (zur Verhinderung des feindlichen Waffenschmuggels). Diese Stellung machte er für seine Firma nutzbar und betätigte sich im Pferdehandel, im Soldgeschäft und wahrscheinlich auch in der Falschmünzerei. 1706 agitierte Thomas Massner für eine Allianz der Drei Bünde mit Venedig, 1707 im Dienste des englischen Gesandten für das Passtraktat mit den Seemächten. 1684 wurde er in die Churer Schneiderzunft aufgenommen, 1686 zum Zunftmeister, 1688 zum Fähnrich, 1699 zum Oberzunftmeister und 1703 zum Ratsherrn gewählt. 1704 ersteigerte er mit Otto Schwarz die Zollpacht der Drei Bünde, ab 1707 amtierte er als Truppenkommissär beim Durchmarsch fremder Heere, ab 1708 als Inspektor für die von ihm angeregte Wegverbesserung an der Südseite des Splügenpasses. Die bereits gekauften Ämter des Podestà von Traona und des Maienfelder Landvogts konnte er nicht mehr antreten. 1710 wurde sein einziger Sohn bei Genf als Pfand für angebliche Geldforderungen nach Frankreich entführt, was Massner mit der Gefangennahme des Prinzen von Vendôme beantwortete. Der daraus entstandene Massnerhandel fand europaweit Echo und wurde als Konflikt zwischen Frankreich und Österreich interpretiert.

 

Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 38x24 cm, Papier.