Historische Dokumente und Autographen
Lanther, Joseph, François-Pierre de - Kriegminister der Helvetischen Republik
Schönes und wertvolles Helvetikdokument des Kriegsministers Joseph François-Pierre, de LANTHER (*1748 - †1832) an den Unterpräfekten des Distrikts Murten, datiert Bern, 19. Juni 1799.
Hinweis für den Vorphilatelisten: Es hat im Briefkopf eine Tellvignette der obersten Zentralbehörde (Grünewald*: Nr. 16, Seltenheitsgrad 9, selten), den roten Stempel des Zentralpostbüros (Grünewald*: Nr. 356c, Seltenheitsgrad 9) und den handgeschriebenen Vermerk «Ministre de la Guerre» (Grünewald*: Nr. 321, Seltenheitsgrad 8). * Andreas Grünewald: «Die Helvetische Republik», Band IV Schriftenreihe Schweiz. Postgeschichte.
Im Brief geht es um ein Militär-Detachement von 20 Schützen zu Fuss und 8 zu Pferd, welches 9 Gefangene begleiten. Dieses wird am 27. Juni in Murten ankommen und am 28. Juni nach Marnans weiterreisen. Der Unterpräfekt wird aufgefordert für die Unterkunft und Verpflegung dieser Leute zu sorgen.
Transkription:
«Au sous prefet du district de Morat.
Citoyen sous prefet,
je vous avise qu'il arrivera le 27e. courrant à Morat un détachement de 20 chasseurs à pied et 8 à cheval de la légion helvétique commandé par 1 officier et un brigadier conduisant 9 prisonniers avec lesquels ils repartiront le 28e pour Marnans.
Je vous invite de donner les ordres nécessaires pour que les logements et vires leur soyent fournis.
Salut républicain,
Le chargé ad. interim du Portefeuille de la Guerres. Lanther»
Joseph (de) Lanther (*1748 - †1832) aus Freiburg, Sohn des François-Pierre-Ignace, Bürgermeisters von Freiburg, und der Marie-Anne de Ballon, verwitwete Stöcklin. Ledig. 1765-92 in französischen Diensten, 1785 Hauptmann und Besitzer einer Kompanie des Regiments Diesbach. 1799 verzichtete Lanther auf das Kreuz des St.-Ludwigs-Ordens, das ihm verliehen worden war. Bis 1798 übte er in Freiburg keine politischen Ämter aus. Nach der Helvetischen Revolution war er hingegen sehr aktiv: 1798 war er Mitglied der provisorischen Regierung Freiburgs, im selben Jahr Sekretär der Helvet. Republik, 1799-1802 Kriegsminister und als solcher Senator und Kleinrat. Massendesertionen zwangen ihn, auf das Milizsystem zu verzichten und eine Armee mit Berufssoldaten zu organisieren. 1802 war er Regierungskommissar für den Anschluss des Fricktals an die Helvetische Republik. Zum Mediationsregime ging er auf Distanz. 1806 kandidierte er für den Posten des Generalsekretärs der Schweizer in französischen Diensten, wurde jedoch nicht gewählt. Nach einem längeren Aufenthalt in Bulle nahm er 1813 seine politischen, gesellschaftlichen und administrativen Tätigkeiten wieder auf, allerdings nur in der Stadt Freiburg: 1813-32 Stadtrat (Exekutive, 1822-23 Vizepräs.), Mitglied der Spitalleitung (Vizepräs.), der allg. Hilfs- und Armenkommission, der Schulkommission und der Sittenaufsicht. Letzter Patrizier dieses Namens.
Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 36x21 cm, Papier.