Historische Dokumente und Autographen
Gruber, Samuel Abraham - Bedeutender Berner Politiker, Stadtrat und Staatsschreiber
Portrait von Samuel Abraham Gruber.
Brief mit Unterschrift, datiert Bern, den 16. Januar 1830 an den Herrn Matti, Oberamtmann des Amtsbezirks Saanen.
Samuel Abraham GRUBER (1765 - †1835), ref., von Bern. Sohn des Abraham, Amtsschreibers von Koniz, Landvogts in Frienisberg, Grossrats, und der Susanna Meier. Rechtsstudium in Bern und 1787 in Göttingen. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Bern arbeitete er seit 1788 als Kommissionsschreiber und eignete sich so die nötigen Kenntnisse in der Staatsverwaltung an. Den Abschluss seiner Studien bildete ein Parisaufenthalt, ausgerechnet im Revolutionsjahr 1789. Leider lässt sich ein Einfluss der Revolution nicht sicher nachweisen, aber S. A. Gruber galt als Liberaler, und er begrüsste auch die Helvetik. Den Abschluss seiner beruflichen Ausbildung krönte er 1796 mit der Patentierung als Notar. In diese Zeit fällt auch der Beginn seiner politischen Karriere. 1795 gelang ihm die Wahl in den Grossen Rat. Die Stürme der folgenden Jahre überstand Samuel Abraham Gruber ohne Knick in seiner Karriere. Bereits vor 1798 war er Mitglied der Helvetischen Gesellschaft geworden, die durch ihre freien Ansichten anfänglich das Misstrauen der Regierung erweckte. Sie propagierte auch entschieden die religiöse Toleranz und gemeinnützige Aktivitäten. Dort befreundete sich A. S. Gruber mit liberalen Politikern wie Konrad Escher von der Linth (*1767 - †1823), dem späteren Präsidenten des helvetischen Grossen Rats, oder Ludwig Albrecht Otth (*1775 - †1852), der 1831 bernischer Regierungsrat wurde. 1794 trat Gruber der Lesegesellschaft bei, deren Präsident er bereits 1795 wurde. Dort lernte er weitere liberale Grössen der Helvetik kennen, beispielsweise Albrecht Rengger (*1764 - †1835), den späteren Innenminister der helvetischen Regierung, oder Philipp Albert Stapfer (*1766 - †1840), helvetischer Minister der Künste und Wissenschaften. Möglicherweise wurde er in diesen Kreisen für gemeinnützige Tätigkeiten sensibilisiert, die er nach 1803 in reichem Masse ausübte.
Mit dem Einmarsch der Franzosen ging die Herrschaft der Patrizier theoretisch zu Ende. Allerdings war eine grössere Zahl von ihnen beweglich genug, sich mit dem neuen System zu arrangieren. Dazu gehörte auch Samuel Abraham, der 1798 Sekretär des Regierungsstatthalters Anton Tillier (*1750 - †1813) wurde. Nach dem Ende der Helvetik wurde Samuel Abraham wieder Grossrat, zusätzlich noch Stadtrat und Grossweibel. Ein neuerlicher Wechsel des politischen Systems, d.h. die Rückkehr zur Patrizierherrschaft, brachte ihm den Höhepunkt seiner politischen Karriere: 1816 wurde er Staatsschreiber, was er bis zu seinem Rücktritt 1827 blieb.
Bezeichnend für seine Ambivalenz war auch das Ende seiner Karriere: Er verzichtete freiwillig auf die Pension von 1000 Franken jährlich, die ihm als Staatsschreiber zugestanden hatte. Lag es an seiner Grosszügigkeit, die ihn als Wohltäter der Allgemeinheit auszeichnete, oder an seinem patrizischen Bewusstsein, das ihm einen Abgang nach der alten Devise «servir et disparaitre» nahe legte? Wie dem auch sei, dieser Verzicht dürfte ihm nicht allzu schwer gefallen sein, da er materiell ausgesprochen gut gepolstert war. Als Startkapital ins Eheleben brachte die Braut ihr ganzes Vermögen ein; dazu erhielt er von seiner Mutter eine Ehesteuer von 10'000 Pfund. Durch Erbschaft fielen ihm mehrere Stadthäuser und das Gut Rougan bei Murten zu.
Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 34x21 cm, Papier.