Historische Dokumente und Autographen
Meyer von Schauensee, Franz Bernhard - Ehem. Minister Justiz & Polizei, Finanzrat in Luzern
Brief mit Unterschrift und Briefkopf als Staatssäckelmeister und Präsident des Finanzrats der Stadt und Republik Luzern Meyer von Schauensee an Moritz Lampart, Schaffner (Gutsverwalter) der Staatsgüter in Menznau. Luzern, 10. Brachmonat (= Juni) 1823. 2 pp. in-fol.
Transkription:
«No. 803
Luzern den 10ten Brachmonat 1823.
Der Finanz-Rath der Stadt und Republik Luzern
an Herrn Moriz Lampart, Schaffner der Staatsgüter in Menznau
Herr Schaffner!
Die General-Domainen-Verwaltung hat uns über Eüren derselben eingegebene Rechnung von 1821 folgende mitkommende Bemerkungen [am Rand Anlagevermerk „1“] gemacht, über die Ihr Eüch bey uns mit möglicher Beförderung ausweisen werdet, um dann zur Paßazion der Rechnung schreiten zu können.
Wir vermißen übrigens ungerne die Rechnung von 1822, die nicht hätte zurükbleiben sollen, und müßen daher Eüch alles Ernstes beauftragen, diese Rechnung unfehlbar bis den ersten Herbstmonat nächsthin abgeschlossen mit dem 31ten Christmonat 1822 der Domainen-Verwaltung einzugeben.
Zu Beybehaltung einer guten Ordnung in unserer Rechnungsführung ist es nöthig, daß alle Rechnungen jedes laufenden Jahres mit Ende Christmonats abgeschloßen, und mit Ende des darauffolgenden Märzmonats eingegeben werden. Eüch liegt desnahen ob: die Rechnung von 1823 mit Ende Christmonats abzuschließen und sie uns dann am Ende März 1824 zu Handen der General-Domainen-Verwaltung einzusenden, was Ihr somit alljährlich beobachten werdet.
Inzwischen erwarten Wir genaue Befolgung dieser Aufträge, und versichern Eüch unserer Geneigtheit.
Der Staatssekelmeister, Präsident,
F.B. Meyer von Schauensee
Nahmens des Finanzraths, der Oberschreiber,
H.(?) Falcini »
MEYER VON SCHAUENSEE, Franz Bernhard (*1763- †1848) war Lieutenant in der Schweizer Garde (1780), Landvogt zu Büron und Triengen (1787-89) und von Habsburg (1791-93). Er gehörte zum Kreis der Luzerner Spätaufklärung und pflegte Beziehungen zu Johann Kaspar Lavater, Hans Caspar Hirzel, Paul Usteri, Peter Ochs, Johann Heinrich Pestalozzi und Philipp Emanuel von Fellenberg. Bei verschiedenen Aufenthalten in Paris (1780-82, 1790, 1795 und 1802) knüpfte er auch Kontakte zu führenden franz. Politikern wie Charles François Lebrun, Emmanuel Joseph Sieyès und Henri Grégoire. 1782-94 war er Mitglied der Helvetisch-Militärischen Gesellschaft und ab 1786 der Helvetischen Gesellschaft, die er 1796 präsidierte. Ab 1787 gehörte er den Freimaurern in Basel an sowie ab demselben Jahr der aufgeklärten Luzerner Lesegesellschaft. Während der Helvetik wurde er 1798 Minister der Justiz und Polizei. Als Unitarier trat er Ende 1801 von seinen öffentl. Ämtern zurück, ging jedoch ohne besondere Funktion 1802 noch an die Consulta nach Paris. Beruflich betrieb er in Luzern Handels-, Speditions- und Kommissionsgeschäfte. 1814 kehrte M., nun an der Spitze der Luzerner Restaurationsbewegung, in die Politik zurück. Er gehörte dem Kl. Rat von Luzern an, amtierte als Staatssäckelmeister und förderte u.a. den Bau der Gotthardstrasse. Ferner war er 1816-31 Administrator der eidgenössischen Kriegskasse. Als 1829, schon angesichts neu auftauchender Forderungen, eine Verfassungsrevision in Aussicht genommen und im Grossen Rath am 29.1. von den Liberalen die Trennung der Gewalten begehrt wurde, ergriff das eigentliche Haupt der Reaktionsbewegung von 1814, Schultheiss Vincenz Ruttimann – Meyers Schwager- unerwartet das Wort und votierte für die Trennung und damit für eine Revision während Meyer den Widerstand leitete. Die mit grosser Mehrheit beschlossene Revision galt als ein Sieg des Liberalismus. In der Folge der nach der Veränderung von 1830 vollends eintretenden Neugestaltung des Staatswesens von Luzern trat Meyer gänzlich aus dem öffentlichen Leben zurück.
Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 34x21 cm, Papier.