Historische Dokumente und Autographen
Stürler, Johann Rudolph von - Artillerieoberst, Politiker, Eidg. Kommissar, Tagsatzungsgesandter
Brief vom 16. August 1830 in militärischer Angelegenheit (Scharfschützen-Musterung) von Johann Rudolf von Stürler an den Oberamtmann Matty in Saanen.
Transkription:
«Dem hochgeehrten Herrn Herrn Matty [= Matti], Oberamtmann zu Saanen – Kriegsrath.
[No. 4672 vom 16t Augst. 1830. Kriegs-Rath. Scharfschützen-Musterung zu Saanen auf dem 17. Sept. 1830.]
Bern, d. 16tn. August 1830.
Hochgeehrter Herr Oberamtmann.
Aus der beiliegenden Publikation, die Sie nach Vorschrift, von Kantzel verlesen und bekannt machen laßen wollen, werden Sie auch entnehmen, daß in Dero Oberamt eine Schießmusterung am 17tn. künftigen Herbstmonats zu Saanen statthaben wird, an welcher 5 Offiziere und circa 95 Scharfschützen sich einfinden sollen. Sämmtliche Scharfschützen, sowohl Auszüger als Reserve und Landwehrpflichtige so wie auch die für den Eintritt ins Corps bereits angeschriebenen Aspiranten werden den 16ten Herbstmonat eintreffen, und sollen sowohl für diese als für die folgende Nacht (mit Ausnahme der Herren Offiziers, die sich selbst verpflegen und logiren) einquartirt werden. Ew. Wohledelgeboren wollen dieses veranstalten, und zwar so, daß überzählige Billets für entfernt herkommende junge Männer, die sich einschreiben laßen, vorhanden seyen, sämmtliche Mannschaft aber auf keinen Fall weiters als höchstens ½ Stunde Wegs von dem Hauptorte des Musterplatzes abverlegt werde. Herr Hauptmann Freudenreich wird für jedes Nachtquartier der Gemeinde 3 Bz. per Mann vergüten. Pulver und Bley wird den Auszüger-Scharfschützen in natura geliefert. Die Schießgesellschaft zu Saanen soll aber 4 Scheiben (unentgeldlich gegen das Bley) aufstellen laßen, was Wohldieselben auch anzuordnen belieben.
Mit Hochschätzung verharrt der Präsident des Kriegsraths
H. R. v. Stürler
Der Kriegsrathsschreiber
v. Ernst »
STÜRLER, Johann (Hans) Rudolf von (*1771 - †1861) Bern, ref., von Bern. Sohn des Johann Rudolf, Offiziers in Holland, Landvogts in Köniz und Kornherrn, und der Elisabeth von Mutach. Verheiratete Maria Elisabeth von Sinner. Im Jahr 1798 war er Artilleriehauptmann in der Schlacht bei Fraubrunnen (gegen franz. Truppen), später Artillerieoberst, 1809 Mitglied des Kriegsrats. 1803 Mitglied des Berner Grossen Rats, 1809-14 und 1821-31 des Kleinen Rats, Tagsatzungsgesandter. 1803-09 Oberamtmann von Burgdorf und 1816-21 von Fraubrunnen. 1808 Direktor der Berner Zuchthäuser. In der Periode 1816-21 eidg. Kommissär und Tagsatzungsgesandter.
1812 tauschte Stürler das Schlossgut Jegenstorf, das er 1789 von seiner Mutter übernommen hatte, mit seinem Cousin Rudolf Gabriel gegen das Mühlemattgut in Thierachern. 1825 weilte der deutsche Dichter August von Platen als Gast auf dem Mühlemattgut.
Die Stürler (von) entstammen einer Familie der Stadt Bern mit Gesellschaftsrecht zu Obergerbern. Das Geschlecht führt seit 1806 das Prädikat «von», das auf ein Dekret von 1783 zurückgeht. Im 15. Jahrhundert waren verschiedene Stürlers in Bern verburgert. 1472 wird erstmals der Stammvater Hans als Mitglied des Gr. Rats erwähnt. Im 18. und 19. Jahrhundert standen etliche Stürler in fremden Diensten und machten dort Karrieren bis in Obersten- und Generalsrängen.
Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 33x21 cm, Papier, mit gedecktem Siegel.