Historische Dokumente und Autographen
Ciani, Filippo - Staatsrat, früher Grossrat, Direktor im Erziehungsdepartement des Kts. Tessin
Teilweise vorgedruckter, am 2. Januar 1852 in Bellinzona verfasster Brief des Direktors der Erziehungsdirektion des Kts. Tessin Filippo Ciani an den Schulinspektor von Intragna. Der Grosse Rat fordert, dass gewisse historische Dokumente katalogisiert und gemeldet werden. Für den Vorphilatelisten interessante Stempel.
Filippo CIANI, geb. 28.7.1778 in Mailand, gest. 12.12.1867 in Lugano. Sohn des Carlo, Kaufmanns und Bankiers, und der Maria Zacconi. Ledig. Aus einer aus dem Bleniotal stammenden Familie, die zu Beginn des 18. Jh. nach Mailand ausgewandert war. Ciani wandte sich Handel und Bankgeschäften zu und verkehrte in den Kreisen des fortschrittl. Adels, welcher die österr. Herrschaft in der Lombardei und im Veneto ablehnte. Aus Furcht, in den gegen den Gf. Federico Confalonieri angestrengten Prozess wegen des liberalen Aufstandes von 1821 verwickelt zu werden, verliess er 1822 Italien endgültig, zusammen mit seinem Bruder Giacomo, dem er lebenslang verbunden blieb. Nach kurzen Aufenthalten in der Schweiz und in Paris begab er sich 1823 nach London, wo er bis 1829 weilte und Kontakte mit den intellektuellen Wortführern der ital. Emigration anknüpfte. 1833 nahm er mit seinem Bruder festen Wohnsitz in Lugano und erwarb hier eine grosse Villa am See. Im Tessin trat er in engen Kontakt mit liberal-radikalen Kreisen. Daher fochten die Konservativen die Tessiner Bürgerschaft der beiden C. an und verwiesen sie 1839 des Kantons. Infolge der Machtübernahme durch die Liberalen kehrten sie noch im selben Jahr zurück. C. hatte eine Vorliebe für soziologische Studien; er veröffentlichte 1841 eine Abhandlung über die schweiz. Strafanstalten und förderte die Errichtung eines neuen Gefängnisses in Lugano. 1839-47 sass er im Gr. Rat und 1847-52 im Staatsrat. Er stand dem Erziehungsdepartement vor und wirkte für die Laisierung des Erziehungswesens. 1852 betraute er Carlo Cattaneo und Giovanni Cantoni mit dem Projekt einer allg. Reform des höheren Schulwesens. Ciani war empfänglich für Fragen der Volksbildung: Sein Name ist mit unzähligen philanthropische Unternehmungen verknüpft, aus denen die Gründung eines Kindergartens in Lugano 1844 hervorsticht.
Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 35x22 cm, Papier. Interessante Stempel.